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EDA: Entwicklungshilfe in Kamerun

„Die sind motiviert und haben wirklich Bock drauf“

Als breit aufgestellte Entwicklungshelfer setzen sich die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter des Entwicklungsdienst Deutscher Augenoptiker (EDA e.V.) mehrere Schwerpunkte. Weltweit werden augenoptische Projekte mit Brillenfassungen und anderen benötigten Mitteln wie Geräten versorgt. Getreu dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ geht es dabei darum, den Beruf des Augenoptikers in Entwicklungsländern zu stärken und die Menschen vor Ort durch Schulungen weiterzuentwickeln. Wir sprachen mit Elisa Gosebrink aus dem Vorstand über das Schaffen und die Ziele des Vereins sowie ein von ihr betreutes Projekt in Kamerun. 

Kurz bevor wir das Interview mit Elisa Gosebrink führten, wurde die 24-Jährige zur neuen 2. Vorstandsvorsitzenden ernannt. Ein guter Zeitpunkt, um dem FOCUS mehr über die aktuellen Tätigkeiten des gemeinnützigen Vereins zu berichten.

FOCUS: Frau Gosebrink, Sie sind mit 24 noch recht jung und nun schon im Vorstand des EDA. Wie kam es dazu? 

Gosebrink: Kurz zu meiner Person: Ich bin Augenoptiker-Meisterin und arbeite bei Optik Schäfer-Nohe in Haßfurt als Meisterin und Filialleitung. Als ich 2021 meinen Meister machte, dachte ich, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um meine ­Arbeit mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden. Bei der Recherche bin ich auf den EDA gestoßen und unser erster Vorstand Reinhard Müller hat mir direkt ein Projekt in Douala­, Kamerun angeboten, das für mich in Frage kam. Innerhalb von zwei, drei Tagen bin ich dann beigetreten und wir sind in die Projektplanung gegangen. Anfang 2022 saß ich im Flieger nach Kamerun.

FOCUS: Wie kam es dort zum Engagement des EDA und welche konkreten Maßnahmen wurden unternommen?

Gosebrink: Hier bekamen wir eine Anfrage von Frédéric ­Marie Tavea, Lehrkraft an der Universität von Douala, ob wir ihn nicht dabei unterstützen könnten, den neuen Studiengang „Opticien Lunetier“ einzuführen. Hier muss man wissen, dass es in Kamerun keine Ausbildung gibt, sondern nur den Studiengang. Der ist in Deutschland ein bisschen vergleichbar mit dem Optometristen. 

Meine Aufgabe war es, vor Ort die Basics in der Augenoptik zu unterrichten, ich habe mit den Schülern Refraktionen durchgeführt in Theorie und Praxis, Brillengläser eingeschliffen und zum Beispiel Arbeiten mit dem analogen Scheitelbrechwertmesser geübt. Außerdem habe ich mir ein Bild davon gemacht, wie der Bedarf in Sachen Ausstattung für den Studiengang aussah, was an Geräten und Zubehör vorhanden war und was noch benötigt wurde.

FOCUS: Gab es eine Sprachbarriere? 

Gosebrink: Ein paar meiner Schüler konnten Englisch sprechen. Da mein Französisch nicht das Beste war, hatte ich am Anfang immer jemanden dabei, der ins Französische übersetzt hat. Mit der Zeit hat sich das eingespielt und in der Zeit hat sich mein Französisch auch noch mal ein bisschen verbessert. Auch noch ein positiver Nebeneffekt für mich.

FOCUS: Wie haben Sie denn den Ausbildungsstand der Augenoptiker vor Ort erlebt? 

Gosebrink: Meine Klasse war noch neu und erst gut drei Monate in dem Programm. Aber prinzipiell war es schon sehr chaotisch, die Strukturen wie Lehrpläne etc. haben komplett gefehlt und auch das Thema Pünktlichkeit war so eine Sache – kein Vergleich zu Deutschland. Das fiel mir schon schwer am Anfang. Struktur reinzubringen, war generell besonders wichtig, und ich glaube, das ist uns auch gut gelungen.

Ich habe auch für ausgelernte Augenoptiker – Leute, die eigentlich schon selbständig sind – an Wochenenden so eine Art Aufbauseminar gegeben, zum Beispiel Brillengläser schleifen, Refraktionen üben und Vertiefungen in Theorie und Praxis. Und dann stellt man erstmal fest: Okay, das sind ja eigentlich fertige Augenoptiker, aber mit einem Know-how und Wissensstand, der verständlicherweise nicht mit unserem in Deutschland zu vergleichen ist.

Diese Schüler konnten gut dazulernen, viel mitnehmen und erhielten am Ende des Seminars ihr Zertifikat. Sie haben sich sehr gefreut und ganz oft bedankt, dass sie jetzt wirklich verstanden haben, was Augenoptiker leisten können. Und da habe ich mich natürlich auch sehr darüber gefreut.

Von Beginn an waren die Schüler aber alle sehr motiviert und wissbegierig. Sie haben sich gefreut, dass ich dabei war, haben alle super mitgearbeitet und waren auch sehr, sehr dankbar. Ich wurde herzlich aufgenommen und habe gute Freundschaften geschlossen. Mit einigen bin ich jetzt noch in Kontakt.

FOCUS: Was hat Sie in der Rückschau besonders beeindruckt vor Ort?

Gosebrink: Es gab neben dem Tages-Kurs noch eine Evening Class mit Schülern, die nebenher gearbeitet haben, um ihreFamilie zu ernähren, und nur abends die Schule für ihr Studium besucht haben. Das hat mich wirklich beeindruckt, auch bei den Ausgelernten, die in den Seminaren ihr Know-how verbessern wollten. Also man muss echt sagen, die Leute vor Ort sind motiviert und haben wirklich Bock drauf.

FOCUS: Haben Sie noch Wünsche für das Projekt?

Gosebrink: Der erste Ausbildungsgang wird jetzt langsam zum Ende kommen. Unsere Partner sind unter anderen zwei Kameruner, die mittlerweile in Deutschland leben und mit ihrer Organisation INEA diverse Projekte ins leben rufen und unterstützen.  Sie haben mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, nächstes Jahr mit ihnen nach ­Kamerun zu fliegen, um ein paar ehemalige Schüler dabei zu unterstützen, sich selbständig zu machen. 

FOCUS: Welche weiteren Projekte betreut der EDA aktuell in den sogenannten Entwicklungsländern?

Gosebrink: Bei uns laufen immer viele Projekte parallel. Aktuell betreuen wir zum Beispiel ein Projekt in Senegal. Da planen wir gerade, drei Augenoptikergeschäfte zu eröffnen bzw. dabei zu unterstützen. Und in Benin wollen wir zunächst unseren „Klassiker“ einführen, um die Leute erstmal zu schulen, damit die Versorgung gewährleistet ist. Dann wäre da noch Uganda, unser Vorzeigeprojekt.
Da haben wir komplett die Berufsausbildung eingerichtet. Einige der Schüler werden weiter ausgebildet zu Lehrern. Denn unser Ziel ist immer, dass die Projekte sich von selbst tragen, dass sie unsere Hilfe anschließend nicht mehr brauchen. Ich werde dieses Jahr im Oktober auch nach Uganda fliegen und dort das Projekt unterstützen. Es gibt also immer etwas zu tun.

FOCUS: Wie kann man da als deutscher Augenoptiker konkret unterstützen?

Gosebrink: Durch Spenden auf jeden Fall. Zum Beispiel für die bereits erwähnten Stipendien, die wir an Schüler weitergeben. Oder an Start-ups, denen wir bei der Grundausstattung helfen. Wir brauchen auch immer Spendengelder, damit wir beispielsweise Container mit Materialien verschiffen können. Das kostet alles viel Geld.

Wir nehmen aber auch Gerätespenden, also alles, was man für eine Erstausstattung gebrauchen kann. Wenn ein Augenoptiker etwa einen alten Scheitelbrechwertmesser übrig hat, setzen wir ihn instand oder warten ihn und verwenden ihn anschließend für unsere Projekte.

Auf der anderen Seite: Mitglied werden und aktiv mitarbeiten! Darüber freuen wir uns natürlich auch immer. Es gibt sehr viel, was man von Deutschland aus machen kann, aber wir sehen, dass auch gerade junge Leute oder Rentner gerne selbständig unsere Projekte vor Ort unterstützen. 

FOCUS: Vielen Dank für das Gespräch.

Wer spenden möchte, wendet sich direkt an den Entwicklungsdienst deutscher Augenoptiker e.V.
www.eda-information.com

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